Airlines

 

Airlines Nur fliegen ist schöner!

von Alan R.Moon

2-6 Spieler

1990, Abacus Spiele

 

In Essen konnte ich zum ersten Mal dieses Spiel In Händen halten, das mir schon einige Zeit vorher vom Autor als Eisenbahnspiel avisiert worden war. Dieses Thema schien dem Produzenten doch etwas zu ausgelaugt, so wurde der Schauplatz des Spieles um lächerliche 10.000m in die Höhe verlegt. Aber beginnen wir der Reihe nach. Das Spiel kommt in einer Hase & Igel-kompatiblen Schachtel; die Titelgraphik von K. Schütte ist relativ eigenwillig und zeigt einen Jumbo-Jet, eine kleine, einmotorige Maschine und einen Pelikan im Wettflug zwischen Wolken. Das Spielmaterial ist solide und besteht aus einem großen Spielplan, der ein Streckennetz auf einer Karte von Nordamerika zeigt, einem Paket Karten mit Streckengenehmigungen, einem Paket Karten mit Aktien von neun

Fluggesellschaften, sechs Übersichtskarten (die zur Verwirrung

mancher Spieler beidseitig bednuckt sind), einem Wertungsblock und einem Schächtelchen mit 135 Holzchips in den Farben der neun Gesellschaften. Die Spielregel ist zwölf Seiten lang, hat auch eine Spalte mit Graphiken neben der Textspalte, aber die ebenfalls dort zu erwartende Kurzfassung der Regeln findet sich erst am Ende des Büchleins. Der Freiraum ist mit flotten teutonischen Sprüchen a la "Lieber anschnallen statt abschnallen" oder "Nicht jede Krücke füllt ne Lücke" aufgefüllt.

 

Die Regeln, obwohl so lang, sind eigentlich sehr einfach. Jeder Spieler versucht, durch Aktienanteile an großen Fluggesellschaften die meisten Punkte zu hamstern. Jeder Spieler erhält dazu fünf Aktien vom verdeckten Stapel, fünf weitere werden offen aufgedeckt. Außerdem erhält jeder Spieler drei Genehmigungskarten. Diese Karten zeigen eine Streckenart, für die die Genehmigung gilt (fünf verschiedene gibt es im Spiel) und einen Hochstwert der Strecke, für die die Genehmigung ausgespielt werden darf.

 

Der Spieler, der an der Reihe ist, hat drei Zugmöglichkeiten, von denen er eine pro Runde nützen kann. Zunächst kann man eine Gesellschaft gründen. Dazu legt man eine Aktie dieser Gesellschaft offen vor sich aus und legt einen Marker auf den

Heimatflughafen. Zusätzlich spielt man eine Genehmigungskarte für eine Strecke aus, die an den Heimatflughafen grenzt und von dieser Gesellschafl beflogen werden darf. Diese Strecke wird ebenfalls mit einem Marker belegt. Dafür erhält man eine Aktien- und eine Streckenkarte. Aktienkarten kann man entweder von den offenliegenden wählen oder blind vom Stapel ziehen.

 

Die zweite Möglichkeit ist, das Streckennetz einer Gesellschaft zu

erweitern. Dazu spielt man eine Genehmigung aus, die für eine beliebige Gesellschaft das bestehende Streckennetz um eine Route erweitern kann (muß selbstverständlich mit den Stammstrecken verbunden sein). Auch dafür erhält man eine Aktie als "Belohnung".

 

Drittens kann man beliebig viele Aktien einer Gesellschaft aus der Hand ablegen. Dies ist die wichtigste Option im Spiel, denn nur für abgelegte Aktien erhält man Punkte. Leider erhält man bei dieser Aktion keine Karten (man ist ja in privater Initiative unterwegs). Legt man nur eine Aktie ab, so kann man eine noch nicht erteilte Streckengenehmigung mit einem umgedrehten Marker blockieren.

 

Eine Wertung erfolgt, wenn durch den Abbau des Aktienstapels eine der drei Wertungskarten aufgedeckt wird. Von jeder aktiven Gesellschaft erhalten die beiden Mehrheitsaktionäre Punkte, danach geht das Spiel normal weiter. Wenn die letzte Aktie aufgenommen wird endet das Spiel, es folgt noch eine vierte Wertung und der Spieler mit den meisten Punkten gewinnt.

 

So weit, so gut. Das Spiel enthält einige bekannte Elemente, das Wertungssystem ähnelt dem in AC0UIRE, die hineingemischten Wertungskarten sind aus VENTURE), ist aber trotzdem eigenständig zu sehen. Das Spielprinzip ist interessant, leider funktioniert es in der vorliegenden Form nur bedingt. Es ist uns schon zweimal passiert, daß binnen kürzester Zeit alle drei Wertungskarten aufgetaucht waren und bis zum Spielende vorausgeplant werden konnte. Das aber schadet dem Spiel gewaltig, da die quälende Frage: "Soll ich noch einmal erweitern oder lieber Aktien für die nächste Wertung ablegen?" wegfällt. Abhilfe schafft da, nach dem Mischen der Aktien das Paket zu teilen und eine Wertungskarte in die obere Hälfte und zwei Wertungskarten in die untere Hälfte hineinzumischen.

 

Ein weiteres Problem ist - wie bei vielen Spielen - die Angabe der Spielerzahl auf der Packung (standardmäßig 2-6). Zu sechst hat man zuwenig Einflußmöglichkeiten, die "Besonderen Regeln für zwei Spieler" sind - schlicht gesagt - Schmonzes. Die optimale Spieleranzahl dürfte bei vier Spielern liegen (kurioser weise auch die optimale Spieleranzahl für ACQUIRE und VENTURE). Eine War nung noch an alle, die sich AIRLINES zulegen wollen: In der Spielregel steht, daß vor dem ersten Spiel alle Marker mit den Aufklebern versehen werden müssen. Das ist nicht nötig, denn Marker mit Aufklebem sind nur für Blockadeaktionen nötig, von denen ich noch nie mehr als zehn pro Partie erlebt habe. Also: Erst aufkleben wenn nötig!

 

Zusammenfassend muß gesagt werden, daß AIRLINES, wenn man die oben erwähnten Dinge berücksichtigt, ein recht unterhaltsames Spiel abgibt.

 

WlN-Wertung:

Airlines W SS II MMM AA 4 (2-6)

 

P.S: Ich hätte mir gewünscht, daß die Städte auf dem Plan mit Namen versehen wären - nicht jeder nordamerikanische Stadt ist auf der Karte so leicht erkennbar wie Chicago oder Vancouver.